[RealMoneyTrader]: Palladium vs. Platin: Kommt jetzt die Substitution?
Der Palladiumpreis profitiert seit Beginn der Dieseldebatte in erheblichem Maße. Allein seit August vorigen Jahres legte der Preis des in Katalysatoren verbauten Metalls um knapp 90% zu und befindet sich aktuell am Allzeithoch. Wer, wie ich, bereits um die Jahrtausendwende an den Märkten aktiv und im Rohstoffbereich handelte, wird sich erinnern, wie sich der Palladiumpreis ab Anfang 2001 entwickelte. Damals war Palladium um 80% teurer gegenüber Platin, welches ebenfalls (allerdings primär in Dieselkatalysatoren) in Katalysatoren in der Autoindustrie verbaut wird. Bei Palladium stammen 84% der Nachfrage nach diesem Metall aus der Autoindustrie. Das erklärt den seit Jahren herrschenden Kaufdruck, macht aber auch deutlich, warum nicht nur die Aufwärts-, sondern auch die Abwärtsbewegungen es in diesem Metall in sich haben.
Im nachfolgenden Chart sehen Sie im oberen Chartabschnitt den historischen Platinpreis, in der Mitte die Historie für Palladium und ganz unten die Ratio zwischen Palladium und Platin. Aktuell liegen wir mit Palladium 85% über dem Preisniveau von Platin. Dass da bei erfahrenen und wirtschaftlich interessierten Tradern Erinnerungen an die Substitution 2001 wach werden ist nicht verwunderlich. Ein solcher Schritt passiert nicht von heute auf morgen und ist auch mit Kosten verbunden in der Industrie. Jedoch leuchtet sicher ein, dass sich ab einer bestimmten Ratio ein Aufwand und gewisse Kosten absolut rechnen. Platin ist weicher und hat nicht die Robustheit und Qualität in einem Katalysator, wie sie Palladium aufweist. Doch dass bei wirtschaftlichen Entscheidungen auch gewisse Kollateralschäden in Kauf genommen werden, ist in sämtlichen Wirtschaftszweigen normal.
Die Ratio zwischen den beiden Metallen läuft in einer extrem breiten Range, die grob vereinfacht gesprochen zwischen +80% und -80% verläuft. Bedeutet: Mal liegt der Palladiumpreis etwa 80% ÜBER den Platinnotierungen. Dann kam es in der Vergangenheit zu einer Substitution. Hält eine solche Tendenz lange genug an, mündete dies in der Historie darin, dass Palladium 80% günstiger gegenüber Platin war. Bei derart seltenen Ereignissen gibt es selbstverständlich viel zu wenige Daten, als dass von einem statistisch validen Ergebnis gesprochen werden könnte. Wenn Sie darauf warten, können Sie im Jahr 4000 ihren ersten Spread Platin vs Palladium handeln. Gesunder Menschenverstand und ein wirtschaftliches Denken sind hier m.E. wichtiger, als eine kalte, rein zahlenbasierte Auswertung.
Ich gehe davon aus, dass sich das Kräfteverhältnis auf lange Sicht wieder umkehren dürfte. Wir sprechen hierbei aber von einem Zeitfenster von 5 bis 7 Jahren! Wer also den schnellen Euro einkassieren möchte, für den ist ein solches Engagement Long in Platin und gleichzeitig Short im Palladium definitiv ungeeignet!
Ein paar fundamentale Fakten zu Palladium:
Primäre Verwendung: Als Katalysator (84%)
Größten Förderländer: Russland, Südafrika und Kanada
Recyclingquote: 23,4%
Wichtigste Unternehmen für Palladium und Platinförderung:
Norilsk Nickel
Anglo American
Impala Platinum
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