Wieviel Kapital braucht man, um hauptberuflich zu traden?

In meinem heutigen Artikel möchte ich eine der im Trading meistgestellten Fragen überhaupt aufgreifen. Immer wieder werde ich gefragt, welches Kapital ein Trader zur Verfügung haben sollte, um Trading zu seinem alleinigen Beruf machen zu können. Vorweg möchte ich schicken, dass es hier keine ultimativ richtige Zahl gibt und ich in den folgenden Zeilen lediglich meine persönliche Sicht darlege, die auf mehr als 18 Jahren Erfahrung als Trader und Coach für Trader gründet.

Die Unzufriedenheit der Menschen mit ihrer Jobsituation hat mich in den letzten Jahren doch ein Stück weit geschockt. In meine Ausbildung kommen Leute, denen es finanziell eigentlich sehr gut geht, die aber bereit wären, nicht unerhebliche Abstriche zu machen, um nicht mehr in ihrem bisherigen Beruf arbeiten zu müssen. Darunter sind haufenweise Programmierer, Selbstständige aus dem Finanzvertrieb, Banker uvm. So stark und teilweise nachvollziehbar der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung auch sein mag, was es braucht, um Trading als Hauptberuf auszuüben wird vielfach unterschätzt. Der gravierende Unterschied zu herkömmlichen Berufen ist im Trading, dass es kein lineares Auszahlungsprofil gibt. Während ein normaler Angestellter und auch viele Selbstständige ein monatlich ausbezahltes, fixes Gehalt haben, mit dem sie sicher rechnen dürfen, hängt ein Trader am Tropf des Marktes und der dort vorzufindenden Bedingungen. Sind diese ungünstig für seine Handelstechnik(en), so kann und wird es vorkommen, dass sein aus dem Trading generiertes Einkommen auch gelegentlich über mehrere Monate quasi nicht existent ist. Dafür erwirtschaftet ein Trader in anderen Phasen eine Überrendite, die in wenigen anderen Berufen so zu erzielen ist. Im Trading gibt es also des Öfteren auch mal Nullrunden, auf die bei guten Tradern aber auch mächtige Performanceschübe folgen. Letztere nimmt man aber mitnichten mit, wenn man in der „Dürreperiode“ (stagnierende oder gar negative Performancephase) abspringt und das Handtuch wirft.

Das Gesetz der großen Zahlen

Ein Trader muss seine Systematik möglichst lange und vor allem konsequent anwenden, um den statistischen Vorteil seines Systems auch zuverlässig ausspielen zu können. Je mehr methodisch korrekte Wiederholungen seiner Systematik ein Trader hat, desto mehr dürfte sich sein tatsächliches Ergebnis dem statistischen Erwartungswert nähern. Auf dem Weg zum Erwartungswert ist disziplinierte Umsetzung das Alpha & Omega. Kapitalentnahmen und Strategiewechsel aus Ungeduld oder Angst heraus sind aus meiner Sicht unbedingt zu vermeiden. Es wird selten vorkommen, aber ein systematischer Trader muss sich vorsorglich darauf einstellen, dass es ein bis zweimal pro Dekade eine Phase von 6 bis 18 Monaten geben wird, in der er ein Nullsummenspiel erwirtschaftet und die Performance stagniert. Ich habe es selbst bereits erlebt und konnte es auch bei erfahrenen Kollegen mitverfolgen, wie sich über einen längeren Zeitraum kein Fortkommen im Konto einstellte. Wir sprechen zwar über eine Ausnahme, aber genau die wird Sie aus der Bahn werfen, wenn Sie sich nicht aktiv und ganz bewusst damit auseinandersetzen und hierfür präparieren.

Den Worst-Case einkalkulierend macht es aus meiner Sicht Sinn, seine Kapitaldecke außerhalb des Handelskontos so zu bestücken, dass mindestens zwei, eher sogar drei Jahre ohne Einschränkung des Lebensstandards das Leben finanziert werden kann, ohne etwas vom Handelskonto abzuziehen. Wenn jemand also z.B. 2000 Euro netto pro Monat benötigt (Versicherungen, Miete, Nahrungsmittel etc.), dann sprechen wir von einem Betrag zwischen 50.000 und 75.000 Euro, den man auf der „hohen Kante“ haben müsste.

Was ist möglich? Was ist realistisch?

Widmen wir uns nun der Frage, welche durchschnittliche  Rendite per anno denn überhaupt realistisch möglich ist. Nochmals: Ein Trader wird Jahre mit Über- und Jahre mit Underperformance erleben. Wir sprechen also von einem durchschnittlichen Profit per anno. Wenn wir aggressive Zockerei ausschließen, um unser Überleben sicher zu stellen, dann halte ich 20-25% per anno für eine realistische Durchschnittsperformance. Super, wenn man mehr Profite einfährt, aber kalkulieren sollte man mit einer solchen Performance. Im folgenden tabellarischen Schaubild sind die nominalen jährlichen Profite aufgelistet zu verschiedenen Kontogrößen, wenn man von 25% Performance ausgeht. Versucht man hier nicht nur gerade so über die Runden zu kommen, sondern sein Kapital auszubauen oder für das Alter vorzusorgen, dann macht es ab 37.500 € Sinn. Und dafür benötigt es 150.000 € Handelsvolumen.

Jemand, der zwischen 2000 und 3500 Euro monatlich benötigt, bräuchte also zum Start seiner Traderkarriere knapp 200.000 € bis zu einer Viertelmillion, um seinen bisherigen Beruf an den Nagel hängen zu können. Ich rate jedem Trader dazu, sein Trading so zu konzipieren, dass es zeitschonend abläuft und damit auch nebenberuflich reibungslos abgewickelt werden kann. Nicht ohne Grund sind so gut wie alle in unserer Inner Circle Ausbildung geschulten Strategien mit minimalstem Zeit- und Verwaltungsaufwand umsetzbar. Auf dem Weg zu einer solchen Kapitaldecke, wie hier beispielhaft errechnet, ist es vernünftig und nimmt Druck weg, wenn man noch in seinem Hauptberuf bleibt. Mit Strategien, die um unsere Schwachpunkte herum konzipiert sind, ist das möglich. Und zwar ohne sich selbst schier unerträglichen Performancedruck zu machen.

 

Viel Erfolg weiterhin und gute Trades!

 

René Wolfram

www.realmoneytrader-akademie.de

 

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