[RealMoneyTrader]: Disziplin im Trading und das wahre Problem

Im RealMoneyTrader Research haben wir drei Studien veröffentlicht, die von großen Universitäten und von der Französischen Finanzaufsicht angefertigt wurden und sich der Frage widmeten, wie erfolgreich oder eben nicht erfolgreich Trader in Wahrheit sind. Das ernüchternd anmutende Resultat: 60% der Trader kapitulieren noch binnen der ersten 12 Monate, 85% der Trader geben binnen der ersten zwei Jahre auf, nach 5 Jahren sind weniger als sieben Prozent noch aktiv. Das sind die Fakten. Um erfolgreich in einem Bereich zu werden, völlig gleich in welchem, muss man zu allererst einmal verstanden haben, was die Gegebenheiten dort sind und wie es funktioniert. Stellen Sie sich jemanden vor, der Fußballprofi werden möchte, aber das Regelwerk, Abseits und die wichtigsten taktischen Grundprinzipien nicht verstanden hat. Oder noch extremer: Stellen Sie sich jemanden vor, der Fussballprofi werden möchte, der aber immer bereits vom Platz herunter duschen geht, wenn er das erste Tor geschossen hat, aber noch lange nicht 90 Minuten gespielt sind. Klingt absurd, nicht wahr? Nun, im Trading verlassen Trader in der überwältigenden Zahl der Fälle das „Spielfeld“ viel zu früh. Übertragen auf das Beispiel wäre das so, wie wenn der Kapitän eines Teams sagt „wir führen 1:0, lasst uns duschen gehen“ oder aber „wir liegen 0:1 zurück – gehen wir vom Platz. Das bringt alles nichts mehr“.  Hier lachen Sie vielleicht, weil die Beispiele völlig wahnsinnig klingen, aber zumindest in der Vergangenheit, möglicherweise noch immer, mach(t)en Sie exakt das auch. Um es noch einmal faktisch auf den Punkt zu bringen: Trader geben viel zu früh auf!

Die wesentlichen Schritte für Erfolg

Ein erster Schritt, hin zu Disziplin und Erfolg, ist Akzeptanz. Akzeptanz, wie etwas funktioniert, Akzeptanz, was möglich ist und was nicht möglich ist. Akzeptanz, wie lange bestimmte Dinge dauern, wie lange es braucht, einen statistischen Vorteil auszuspielen. Doch Trader hoffen, sie versuchen, sich die Tradingwelt so zu biegen, wie sie es gerne hätten, sie übertraden, sie überhebeln, sie zocken und brechen Regeln, sie verwerfen Strategien nach einer viel zu kleinen Serie von Trades, wenn diese nicht den erhofften Erfolg brachten. Doch was sie eigentlich machen müssen ist:

  1. Schritt: Lernen, wie es funktioniert und wie lange es mathematisch betrachtet braucht, um einen statistischen Vorteil auch wirklich auszuspielen
  2. Langfristig planen und ein großes Ziel anpeilen
  3. Sich den Weg dorthin, mit allen Irrungen und Wirrungen, den Rückschlägen und Unwägbarkeiten bewusst machen

So kurz halten Trader in Wahrheit durch

Im folgenden Schaubild sehen Sie, wie lange Trader gemäß einer der drei oben angesprochenen Studien am Markt aktiv bleiben. Wie Sie sehen: Nach einem Jahr sind bereits knapp zwei Drittel weg, nach 24 Monaten haben über 80% der Trader kapituliert und nach drei Jahren sind es mehr als 90%, die aufgegeben haben.

 

Wenn wir verstehen wollen, warum so viele am Trading scheitern, dann müssen wir einfach deren Verhalten analysieren und mit den Marktgegebenheiten und den Statistiken abgleichen, wie Strategien Geld verdienen, wie die Auszahlungsprofile aussehen, wie groß und lange Draw Downs sind oder wie lange einzelne Value-Investments benötig(t)en, ehe sie Früchte trugen. Und wenn wir das tun, sehen wir folgendes:

Diverse Methoden funktionieren, aber…

Trading auf Basis von CoT-Daten funktioniert ausgezeichnet. Aber es braucht hierfür ein Durchhaltevermögen von mindestens zwei bis drei Jahren, da Bodenbildungen in Rohstoffen so lange andauern können, da Trends oft erst im Endteil beschleunigen etc.

Ein robustes, nicht überoptimiertes System auf Day- oder Swingtrading-Basis wird einmal in der Dekade eine Phase haben, in der es zwischen 24 und 36 Monaten nicht vorankommt. Es kann, wie wir unten im Schaubild am Beispiel einer Strategie-Equity sehen, über längere Zeit im Draw Down sein, den es irgendwann, wenn die Marktbedingungen wieder günstiger werden, rasch aufholt. Doch die Zeit bis dahin ist nur für gut vorbereitete und sehr bewusst und reflektierend agierende Trader durchzuhalten. In meinen robusten Strategien gibt es eben diese Phasen, in denen es auch mal zwei Jahre nicht voran geht. Das ist der Preis dafür, dass die Strategien nicht überoptimiert auf eine Marktphase sind und so dauerhaft überleben. Die Alternative dazu will niemand, aber die meisten stürmen blind hinein: eine auf das jüngste Marktumfeld überoptimierte Strategie, die kurz viel verdient, dann alles wieder verliert, sobald sich das Marktumfeld ändert.

Die Dauer einzelner Marktphasen

Einzelne Marktphasen dauern also bis zu drei Jahre an. Hat ein Trader Pech mit dem Start seines strategiebasierten Handels, so kann die Nicht-Performance-Phase also zwei bis drei Jahre andauern. Um wirklich den Erfolg im Konto zu spüren und nicht durch Pech beim Startzeitpunkt des Handelns mit Verlusten entnervt aufzugeben muss ein Trader nicht nur die möglichen zwei bis drei Jahre durchhalten (dann landet er im schlechtesten Fall bei plus/minus Null), sondern er muss realistisch betrachtet noch ein bis zwei weitere Jahre konsequent und diszipliniert nach der Strategie handeln. Wir sprechen also über einen Planungshorizont von vier bis fünf Jahren! Und nun können Sie sich selbst die Frage beantworten, ob Sie jemals einen (wie auch immer gearteten) Ansatz über einen solchen Zeitraum konsequent durchgehandelt haben und ob Sie wirklich bereit sind, beharrlich weiterzumachen in Jahr vier und fünf, wenn die ersten Jahre nichts Zählbares abwarfen?! Um es nochmals klar zu sagen: Das ist der Worst Case, aber genau der tritt irgendwann ein. Und darauf müssen wir Trader uns vorbereiten. Stattdessen werden Luftschlösser gebaut und ein Traderleben lang einer Fata Morgana nachgerannt, nach der man Unsummen im Schlaf, schnell und ohne Wissen, Zeit und Durchhaltevermögen verdienen könne.

In der Realität werden Sie aber genau solche Situationen, wie in der Kapitalkurve auf der obigen Grafik zu sehen, zur Kapitulation bringen. Denn es mutet für den Unerfahrenen so an, als funktioniere die Methodik nicht mehr und es ginge immer weiter abwärts. Irgendwann, wenn die Masse längst ihren Emotionen nachgegeben hat und kapitulierte, ändern sich die Marktbedingungen wieder, und die Strategie holt mit einer kleinen Gruppe von Trades (in dem Fall etwa 20) nahezu den kompletten Draw Down auf. Und nur, wer bis hierhin durchgehalten hat, wird in der darauffolgenden Phase profitieren und Geld verdienen.

Zu kurze Bemessungszeiträume

Immer wieder begegneten mir Leute, die Strategien über 2 Jahre gebacktestet und optimiert haben. Das ist viel zu kurz, wie Sie nun wissen. Eine Strategie muss so getestet werden, dass sie robust über 10 Jahre performte. Denn nur so können verschiedene Marktphasen durchlaufen und gesehen werden. Immer wieder erlebe ich Leute, die über ein bis zwei Jahre Geld verdient haben und nun glauben, sie seien Profitabel. Genauso, wie ich als systematischer Trader auch einmal ein bis zwei Jahre nicht vorankomme, haben anderen über diese Zeit Erfolg, ohne wirklich eine substanzhaltige Strategie zu haben. Nach vier, eher sogar fünf Jahren lässt sich eine seriöse Aussage treffen, ob man ein profitabler Trader ist oder nicht. Wer weniger als drei Jahre durchhält kann m.E. gar keine gehaltvolle Aussage über sich, seinen Handel und die zugrundeliegenden Strategien treffen.

 

 

 

 

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