[RealMoneyTrader]: Klassische Indikatoren im Test – Bollinger Band
Nachdem wir bereits weltbekannte und sehr beliebte technische Indikatoren, wie den MACD und die Stochastic auf Herz und Nieren geprüft haben, wollen wir uns nun den Bollinger Bändern widmen. Ich möchte vorweg schicken, dass ich grundsätzlich einen großen Respekt vor Leuten habe, die selbst etwas erschaffen, entwickelt, sich ausgedacht haben. Denn nur solche Leute bringen uns voran. Daher bin ich selbst auch seit ich an der Börse aktiv bin ein Entwickler, ein „Ausprobierer“ und habe mir eigene Lösungswege gesucht, bei denen ich aber natürlich Inspiration von ganz tollen Tradern hatte. Jeder, der so tut, als habe er keine Inspiration durch andere gehabt, ist ein Lügner in meinen Augen.
Ich hatte die Ehre und das Vergnügen John Bollinger 2013 in Rimini im Rahmen unserer beider Funktion als Referenten dort persönlich kennenzulernen. Einer der sympathischsten und bodenständigsten Menschen aus dem Finanzbusiness, die ich je getroffen habe. Wir waren bei einem abendlichen Dinner Sitznachbarn. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich ihn erst gar nicht erkannt hatte. Seine Bollinger Bands haben grundsätzlich einen absolut sinnvollen Gedanken als Basis, den ich auch als Grundelement in meinem Trading habe: Das Expandieren und sich zurückbilden von Volatilität in den Märkten im steten Wechsel. Allein die Idee zu einem solchen Indikator zeigt, dass dort ein realer Trader am Werk war. Doch taugen die von John entwickelten Bänder auch als System, bei dem ein unerfahrener Trader schlicht jedes Signal handeln und damit Gewinne erzielen kann? Wir haben uns dieser Frage angenommen. Und hier kommt die Antwort.
Backtest Bollinger Bänder (Tageschart, Einstellung 20,2)
Ein Trade wird eröffnet, wenn es einen Schlusskurs oberhalb des oberen Bandes (dann Long) oder unterhalb des unteren Bandes (dann Short) gibt. Der Stop/Ausstieg erfolgt, sobald der Kurs per Tagesschluss das mittlere Band kreuzt.
Im S&P 500
Der S&P 500 ist ein sehr effizienter Markt. Im Gegensatz zu zum Beispiel dem Dax, in dem 30 Werte sind, die auch von der Marktkapitalisierung im weltweiten Vergleich keinesfalls vorne zu finden sind, beinhaltet der S&P 500, wie der Name vermuten lässt, 500 Werte. Und darunter sind etliche Schwergewichte! Ein Breakout-Ansatz funktioniert grundsätzlich besser in ineffizienten Märkten. Ineffizient bedeutet dabei: weniger volumenstark, klein, leichter zu bewegen, volatiler.
Für den S&P 500 schaut die Kapitalkurve des oben genannten „Systems“ wie folgt aus:
Das Ergebnis ist eine Katastrophe. Im S&P 500 kann man mit den Bollinger Bändern nicht nur nichts verdienen, sondern man ruiniert sich damit, wenn man seine Signale nicht mit fundamentalem Verständnis und anderen Instrumenten vorfiltert und selektiert. Im Übrigen brachte auch keine andere Parameter-Kombination auch nur annähernd ein brauchbares Ergebnis.
Schauen wir also im nächsten Schritt, wie es sich mit dem Bollinger Band System in ineffizienteren Märkten, z.B. in Rohstoffen handeln lässt. Meiner Erfahrung nach am wenigsten geeignet sind hierfür Anleihenmärkte. Diese sind unglaublich effizient.
Nettoergebnis in einem Basket verschiedener Märkte
Was viele Trader nicht verstehen wollen: Jeder Markt hat seine ganz eigenen, fundamentalen und auch technisch spezifischen Eigenheiten, und ist somit anders. Sie werden das bei jedem Ansatz, egal ob technischer oder fundamentaler Natur erleben. Es gibt nichts, was überall funktioniert. Es gibt auch bei der Arbeit mit dem CoT-Report und dem % of Open Interest, was ich selbst nutze und meinen Tradern in unserer Trader-Ausbildung beibringe, einige Märkte, die sich mit dieser Kennziffer erstklassig timen lassen (Soymeal beispielsweise). In anderen Märkten sind die betrachteten Marktteilnehmer nicht dominant genug, weshalb man dort mit der gleichen Kennziffer kein gutes Timing erzielen kann. Und bei den Bollinger Bändern ist es genauso. Sie müssen verstehen, in welchem Markt Sie was anwenden können und wo Sie es NICHT anwenden sollten. Ich erlebe aber in meiner täglichen Praxis Leute, die einfach blindlings alles über einen Kamm scheren. Kein Wunder, dass die Ergebnisse dann auch verwässern.
Das Basket zeigt, dass Märkte, wie Ethanol, Sojabohnen, Yen und Britisches Pfund mit den Bollinger Bändern durchaus erfolgreich gehandelt werden können.
Ethanol
Hier zeigt sich eine positive Kapitalkurve, bei der es allerdings auch starke Rücksetzer und sehr lang gezogene Seitwärtsphasen gibt. Aber: Hier lässt sich grundsätzlich mit den Bollinger Bändern arbeiten in der klassischen Einstellung auf Tagesbasis.
Sojabohnen
Bei den Sojabohnen haben wir sogar eine Datenhistorie bis 1969 zurück. Und siehe da: Selbst auf einen solch langen Zeitraum verdient das System Geld. Allerdings sind 15 Jahre Draw Down ab 1983 bis Ende der 90er-Jahre nicht praktikabel. Das würde selbst ich nicht aushalten. Und ich bin sehr robust gegen die Dauer von Draw Downs, da ich Realist bin.
Yen
Im Yen kann sich die Historie durchaus sehen lassen. Sie reicht von 1977 bis heute und hat, genau genommen nur eine Phase von 3 Jahren (2010-2012), in der die Systematik komplett fehlschlug. In der restlichen Zeit waren die Ergebnisse sehr stetig und positiv. Im Yen kann mit den Bollinger Bändern durchaus gearbeitet werden.
GBP
Die Kapitalkurve unterliegt keinen katastrophalen Schwankungen. Aber seit 1992 geht es nicht weiter voran. Das ist also nicht tauglich, um im Jahr 2019 und den darauffolgenden Jahren, Trades einzugehen, die auf diesen Ausbruchssignalen basieren.
Fazit:
Es zeigen sich gleich mehrere Dinge, die ich seit Jahren gebetsmühlenartig wiederhole, an denen aber das Gros der Trader vorbei arbeitet.
- Die Märkte werden effizienter. Besonders Breakoutansätze haben vor 20, 30 und 40 Jahren viel besser funktioniert, als sie es heute tun.
- Markt ist nicht gleich Markt! Es ist eben nicht egal, in welchem Markt eine spezifische Technik angewendet wird. Ein Trader braucht Nischen, die ihm einen Vorteil bringen.
- Es sind fast nie die beliebtesten und bekanntesten Märkte, in denen sich Geld verdienen lässt. Denn handelt alle Welt in den populären Märkten und versucht, Systeme darauf passend zu machen, statt genau anders herum vorzugehen und nur in jenen Märkten eine Kennziffer oder einen Indikator zu benutzen, in denen er auch funktioniert. Der Dollar ist nicht mehr wert, wenn er im S&P 500 verdient wurde, als im Ethanol.
- Klassische Indikatoren taugen nicht als alleinige Signalgrundlage. Ein Trader muss ein Verständnis für die Fundamentaldaten und die Zusammenhänge wirtschaftlicher Natur haben, und kann dann punktuell seine Einstiege über technische Instrumente timen.
Ausbildung zum Trader: Jetzt starten!
Sie möchten eine fundierte Trader-Ausbildung, in der Ihnen die wahren fundamentalen Zusammenhänge vermittelt und zuverlässige Tradingtechniken abseits der Charttechnik vermittelt werden, mit denen professionelle Trader arbeiten? Dann ist unser RW Mentoring optimal für Sie! Hier erhalten sie aus der Praxis eines seit 22 Jahren an den Märkten agierenden Traders alles, was Sie für Ihre Zukunft an den Märkten benötigen. Es werden auch Original Forecast-Tools zur lebenslangen Nutzung ausgehändigt! Nähere Informationen und Anmeldung hier…
Risikohinweis:
Der Inhalt des Projekts “RealMoneyTrader” dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Daten in diesem Dokument stammen aus Quellen, die wir für vertrauenswürdig halten und zum jeweiligen Zeitpunkt in den öffentlich zugänglichen Medien oder anderen Informationsquellen von jedermann leicht zu erlangen sind.
Es kann keine Gewähr für die Richtigkeit, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit, Genauigkeit und Angemessenheit der Informationen übernommen werden – weder ausdrücklich noch stillschweigend.
Es wird keine Haftung für eine bestimmte Wertentwicklung oder Verluste, die sich aus einer Anlageform ergeben können, übernommen. Die Entscheidung zum Erwerb einer Anlageform liegt in der alleinigen Entscheidung des Einzelnen und erfolgt schlussendlich in Verbindung mit einen unabhängigen Dritten (Bank, Kapitalanlagegesellschaft, etc.).
RealMoneyTrader.com stellt weder ein Angebot zum Kauf irgendwelcher Wertpapiere oder anderer Anlageformen dar, noch enthält er derzeit Grundlagen für einen Vertrag oder eine Verpflichtung irgendeiner Art.
Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Beratung der einzelnen Banken und Emittenten der jeweiligen Wertpapiere verwiesen.
Erklärung nach § 34b Abs. 1 des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG)
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass er bzw. sein Arbeitgeber oder eine mit ihm oder seinem Arbeitgeber verbundene Person im Besitz von Finanzinstrumenten ist, auf die sich die Analyse bezieht, bzw. in den letzten 12 Monaten an der Emission des analysierten Finanzinstruments beteiligt war. Hierdurch besteht die Möglichkeit eines Interessenskonfliktes.
Der Autor versichert weiterhin, dass Analysen unter Beachtung journalistischer Sorgfaltspflichten, insbesondere der Pflicht zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung sowie der erforderlichen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit abgefasst werden.