[RealMoneyTrader]: Kaffee – Rekordernte ein Glücksfall für Trader mit Sitzfleisch!

Die klimatischen Bedingungen waren in diesem Erntejahr für die Kaffee-Ernte in Brasilien bislang nahezu optimal. Die Pflanzen sind groß und tragen so viel, wie schon lange nicht mehr. Vieles deutet bereits seit dem Winter 2017 auf eine neue Rekordernte im Jahr 2018 hin. Die nun beginnende Erntezeit (Mai bis September) wird hier Fakten schaffen. Nicht ohne Grund ist der Preis seit Ende 2016 von etwa 175 US-Cent auf jüngst 115 Cent zurückgegangen. Unerfahrene Trader und sehr kurzatmig agierende Händler lassen sich von Nachrichten hinsichtlich einer Rekordernte verängstigen und verkaufen meist kopflos ihre Engagements. Erfahrene Marktteilnehmer haben indes mit der Zeit gelernt, dass sich viele Glaubenssätze und Denkweisen aus dem Alltag in der Wirtschaft und an der Börse nicht 1:1 übertragen lassen. Vielleicht kennen Sie das selbst. Haben Sie nicht auch schon des Öfteren nicht verstehen können, wieso der amerikanische Aktienmarkt nach schlechten Wirtschaftsdaten gestiegen und nicht gefallen ist? Wer an der Oberfläche kratzt wird solch ein Marktverhalten als „unlogisch“ empfinden und seinen eigentlichen Glaubenssatz „das ist alles Zockerei und funktioniert nicht“ bestätigt sehen. Dass schlechte Wirtschaftsdaten aber i.d.R. die Notenbanken veranlassen, die expansive Geldpolitik fortzusetzen, wird missachtet oder nicht begriffen.

Schlechte Ernte nach Rekordjahren

Bei Rohstoffen verhält es sich ganz ähnlich. Auch dort interpretiert das Gros der Marktteilnehmer die Nachrichten nach dem „hier und jetzt“, blickt aber nicht weiter voraus. Weil ich in den 14 Jahren, in denen ich Trader ausbilde, oft die klassischen Fehler an den Extrempunkten mitverfolgen konnte (Kapitulation aus Emotionen heraus, vorbei an den mathematischen Wahrscheinlichkeiten) ist mein Bewusstsein gewachsen, dass Trader noch sehr viel mehr benötigen, als Risikomanagement und ein Regelwerk, welches bei dauerhafter Anwendung einen Gewinnvorteil bringt. Es braucht, um nicht in den entscheidenden Situationen den Ur-Trieben zu erliegen und die Trades emotional zu managen, Überzeugung und ein Gefühl der „Sicherheit“. Und Überzeugung und Sicherheit können nur aus tiefgreifendem Wissen resultieren. In der Trader-Ausbildung RW Mentoring wird dieses Hintergrundwissen hinsichtlich der Fundamentaldaten, der Intermarkets und besonderer Phänomene, die sich aus den Eigenarten des jeweiligen Marktes ergeben, vermittelt. Absolute Rekordernten bei Kaffee belasten zwar kurzfristig den Preis, sind aber mittel- bis langfristig mitunter ein wahrer Glücksfall für einen Trader. Denn wenn die Kaffeepflanze viele und große Bohnen im aktuellen Erntejahr getragen hat, dann ist sie ausgelaugt und muss sich erholen. In dem darauffolgenden Erntejahr ist dann die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Ernte um 20-25% (oder mehr) schlechter ausfällt.

Abbildung 1: CoT-Report für Kaffee Ende April 2018

Sowohl private, als auch institutionelle Spekulanten (Retailtrader und Fonds) sind bei Rekordernten meist massiv Short positioniert, weil sie die aktuelle Situation handeln. Ich persönlich mag es, auf das Überraschungsmoment zu setzen und habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Situationen überdurchschnittlich großes Gewinnpotenzial mit sich bringen, in denen die Masse auf dem falschen Fuß erwischt wird. Bei Rekordernten beginne ich daher, gestützt von dem Wissen um das Phänomen der wenig ergiebigen Ernte im Folgejahr, Positionen für die kommenden 12-24 Monate aufzubauen.

Preisverdopplung 2014 nach Rekordernte im Vorjahr

Im Jahr 2013 gab es eine neue Rekordernte bei Kaffee! Gute Erntedaten, sowie steigende Lagerbestände hatten den Preis im Vorfeld bereits auf Talfahrt geschickt von 300 US-Cent im Frühjahr 2012 auf schlussendlich 102 Cent im Tief 2013.  In der sich von Mai bis September erstreckenden Erntezeit geriet der Preis durch das wachsende Angebot nochmals unter Druck. Da ich damals intensiv im Kaffee handelte (sowohl Day-, als auch Swingtrading) ist mir diese Zeit noch sehr präsent in meiner Erinnerung. Immer wieder hatten verängstigte und besorgte Trader mir Artikel zu der Rekordernte geschickt. Die meisten haben damals bei Preisen zwischen 102 und 120 US-Cent kapituliert und ihre Long-Positionen verkauft. Ich selbst blieb investiert, weil ich wusste, dass die Wahrscheinlichkeit für eine deutlich weniger ergiebige Ernte den Preis im darauffolgenden Erntejahr nach oben treiben dürfte. Zu Gute kam meiner Positionierung dann aber natürlich auch, dass anno 2014 mit Dürre und Frost zwei preistreibende Faktoren auftraten. Am Ende hatte ich zwar das Potenzial der Preisverdopplung nicht ausgereizt, aber konnte aus dieser besonderen Konstellation Profit schlagen, während die Masse bei Tiefstpreisen emotional wurde und aus Angst kopflos im Verlust verkaufte.

Abbildung 2: Auf die Rekordernte anno 2013 folgte eine Preisverdopplung binnen 3 Monaten 2014

Unser Intermarket-Forecast zeigt bis Ende Juli/Mitte August gen Norden. Während die Forecasts auf andere Märkte, wie Palladium oder auch das Britische Pfund, zuletzt sehr präzise waren, bewegte sich Kaffee während des jüngst prognostizierten ersten Aufwärtsschubs in der Realität per Saldo lediglich seitwärts. Das ist, was ich meinen Trading-Schülern auch immer wieder vermittele in der Ausbildung: Ein Forecast bedient sich der zwei bis drei wesentlichen Einflussfaktoren. Dadurch funktioniert er in etwa 75% der Fälle ausgezeichnet und verbessert das Timing, wenn man sich auf die großen Schwünge und damit auf die grobe Tendenz fokussiert. Temporär können und werden aber andere Faktoren die Hauptfaktoren überlagern oder abmildern, so dass man realistisch sein sollte und mit dem Bewusstsein diese Instrumente nutzen sollte, dass manchmal bei einer klaren Richtungsprognose lediglich eine Seitwärtsbewegung heraus kommen wird.

Abbildung 3: Forecast für Kaffee im ersten Halbjahr 2018 (Quelle: RealMoneyTrader Research)

 

Die kommenden Monate werden bei Kaffee meines Erachtens besonders spannend. Einerseits kommt mit der neuen Ernte typischerweise Angebot auf den Markt, was eher ein belastender Faktor für den Preis ist. Andererseits fällt in diese Phase auch mit Juni/Juli ein Zeitfenster in dem es immer wieder zu Frostschäden kommt. Da die Spekulanten (Large Traders), wie im CoT-Report zu sehen ist, massiv auf der Shortseite engagiert sind, baut sich hier Spannung auf, die sich bei entsprechenden Nachrichten jederzeit in einem scharfen Squeeze entladen kann. Klar sollte aber sein: Wenn wir das oben besprochene Phänomen ausnutzen wollen, dann braucht es eine realistische Erwartungshaltung, was die Dauer und die damit verbundenen Schwankungen eines solchen Swing-Trades angeht.

 

 

 


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