[RealMoneyTrader]: Zuckerpreis – 20%-Rallye durch wichtige Fundamental-News

Fundamentaldaten treiben Rohstoffpreise wie den Zuckerpreis gen Norden oder Süden, nicht Charts! Sie sind lediglich deskriptive Instrumente, die uns zeigen, was bereits passiert ist. Keine große Adresse, sei es ein Hedge-Fonds, ein großes Investmenthaus oder ein Commercial (Produzent oder Abnehmer eines Rohstoffs) werden ihre Positionen auf Basis von Charttechnik eingehen. Das ist ein Faktum, auch wenn es viele (Charttechniker) freilich nicht hören mögen. Und ja – Fundamental-Trader verdienen auch einmal längere Zeit nichts. Das stimmt! Der Unterschied ist, dass sie aber über Jahrzehnte am Markt überleben und immer wieder neue Equity-Hochs erreichen, während die Freunde der bunten Chartmalerei eine recht begrenzte Halbwertzeit haben. Und um es ebenfalls klar zu sagen: Ja, einige Trader verdienen mit Charttechnik Geld. Doch wer deren Ansatz zu duplizieren versucht, wird feststellen, dass ihm eine ganz entscheidende diskretionäre Komponente fehlt: nämlich die Erfahrung und das makroökonomische Verständnis, welches darüber entscheidet, wann man ein charttechnisches Signal handelt und wann man es ignoriert.

Simple wirtschaftliche Kausalitäten

Rohstoffe lassen sich zwar nicht immer perfekt timen, da auch dort eine Zufallskomponente in die Kursbewegungen hinein spielt und es temporär zu Ineffizienzen kommt. Doch am langen Ende sind es sehr logische und kalkulierbare Märkte, denn sie werden weder jemals auf Null fallen (bei Aktien passiert es durchaus), noch werden sie ins Unermessliche steigen. Bei niedrigen Preisen haben die Produzenten ein Eigeninteresse, die Preise wieder auf ein für sie profitables, lohnendes Niveau zu schieben. Sie verknappen also IMMER, wenn ein Rohstoffpreis drastisch gefallen ist. Kommt dann noch eine dynamische und nicht präzise kalkulierbare Komponente hinzu, die aus den Wetter- und Klimaentwicklungen oder politischen Entwicklungen resultiert, explodiert der Preis eines Rohstoffs, auf den niemand zuvor einen Pfifferling geben wollte, regelrecht. Glauben Sie mir nicht blind, sondern schauen Sie sich die langfristigen Preise von Kaffee, Zucker, Kakao oder Baumwolle an. Sie werden dort teils senkrechte Anstiege sehen, bei denen es nicht nur um 50%, sondern teilweise um mehrere hundert Prozent gen Norden ging. Bei hohen Preisen passiert das genaue Gegenteil. Die Margen sind dann so attraktiv, dass immer mehr Farmer/Produzenten in den Markt drängen und versuchen, zu einem hohen Preis viel zu produzieren und zu verkaufen. Gleichzeitig wird es weniger attraktiv für die abnehmende Industrie, viel zu hohen Preisen einzukaufen. Es wird reduziert, substituiert, aber die Nachfrage geht effektiv zurück.

Wir haben eine wachsende Weltbevölkerung, was eine natürliche Untergrenze für den Preisverfall von Rohstoffen setzt. In China kommt beispielsweise Kaffee immer mehr in Mode. Was das für den Preis dieses Rohstoffs bedeuten kann, muss ich nicht erläutern. Dagegen ist die Überproduktion aus dem laufenden Erntejahr ein Witz!

Zuckerpreis-Anstieg durch Anhebung des Ethanolpreises

Jüngst trieben nicht charttechnische Signale, sondern fundamentale Nachrichten den Zuckerpreis gen Norden und ließen den Rohstoff um mehr als 20% ansteigen. Was ist passiert? In Indien hat die Regierung den Preis für direkt aus Sugarcane Juice produziertes Ethanol um 25% angehoben. Die Rate pro 100 Cent lag vorher bei 47 und wurden auf 59 angehoben. Damit wird der notwendige Importanteil an Rohöl reduziert und gleichzeitig können die Zuckermühlenbetreiber ihren Verpflichtungen schneller nachkommen.

Was viele nicht verstehen: Es gibt IMMER Eigeninteressen für nicht dauerhaft niedrige Rohstoffpreise seitens der Regierung eines Rohstoff-Landes und der Farmer selbst. Und genau diese beiden Institutionen haben das Steuer für den Preis auch in der Hand. Tatsächlich bestehen Zusammenhänge zwischen Rohstoffen, die das Gros der privaten Trader gar nicht kennt. Ich behaupte, dass vielleicht einer von 100 Retailtradern daran denkt, dass sich hohe Rohölpreise mittelbar positiv auf den Zuckerpreis auswirken. Und genau das fasziniert mich seit nunmehr bald zwei Jahrzehnten an Rohstoffen.

Wie geht es weiter beim Zuckerpreis?

Nun, diese Nachricht war ein Preistreiber, ist nun aber auch zu einem großen Teil eingepreist. Man sollte sich, sofern man in Zucker investiert ist, nicht über einen neuerlichen Rücksetzer wundern. Mittel- bis langfristig aber gehe ich von einem Zielbereich von 17-18 Cent für Sugar No.11 aus. Die Produktionskosten liegen bei 15-16 Cent. Erfahrungsgemäß steigt der Preis aus einer solchen Extremsituation mindestens 10-20% über die Produktionskosten. Da die Spekulanten in Sugar, aber auch Coffee massiv Shorts aufgebaut haben und diese bei steigenden Preisen eindecken müssen, kann die erwartete Rallye auf Sicht von 1-2 Jahren sogar viel weiter führen, als selbst ich mir das derzeit ausmalen möchte.

Wann immer Sie künftig einen Rohstoff handeln, fragen Sie sich einfach, was Sie tun würden, wenn Ihre Existenz und Ihr Einkommen vom Preis dieses Rohstoffs abhängen würden. Würden Sie bei niedrigen Preisen und einem am Markt erzielten Verlust mehr in Technologie und Dünger investieren und die Produktion ausweiten? Würden Sie bei hohen Margen defensiv bleiben oder versuchen Sie, so viel wie möglich binnen kurzer Zeit zu produzieren und zu verkaufen? Sie alle sind bereits Rohstofftrader im Alltag und legen genau das Verhalten an den Tag, welches ich zur Grundlage meiner langfristigen Investments mache. Nur ist es Ihnen wahrscheinlich gar nicht bewusst.

 

 

 

 

 

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