Simpson Paradoxon im Trading

Das Simpson Paradoxon ist benannt nach Edward Hugh Simspon, einem Statistiker, der das Phänomen bekannt gemacht hat. Einfach auf den Punkt gebracht, erfolgt dabei eine Aggregation von einzelnen Gruppen spezifischer Merkmalausprägungen, die in eine Gesamtstatistik eingehen. Die Folge sind falsche Schlüsse hinsichtlich der Kausalität, und ein an der Realität vorbei gehendes Handeln, wenn man sich an den (falschen) Schlüssen orientiert.

Im Trading wird dieses Phänomen uns viel öfter begegnen, als uns bewusst ist. Das liegt daran, dass es z.B. mehrere Einflussfaktoren für einen Markt und dessen Entwicklung gibt. Auch hat ein Trader mehrere, den Erfolg beeinflussende Instrumente (Stop, Einsatzhöhe, Gewinnziele/Ausstieg). Wenn man nun bei einer Auswertung zu grob vorgeht, und die Auswirkungen der Änderung einzelner Parameter nicht detailliert betrachtet, können schnell falsche Schlüsse gezogen werden. Dass Menschen Komplexitäten unterschätzen, sie einzelne Faktoren herausgreifen, und deren Einfluss überschätzen, ist in meiner Wahrnehmung heutzutage weiter verbreitet, denn je zuvor. Verschwörungstheoretiker können ein Lied davon singen.

Beispiel: Verhältnis Gewinner zu Verlierer

Das gravierendste Beispiel, welches aus meiner Sicht wie ein Brandbeschleuniger im Retailbereich und den dort beliebten Vorgehensweisen wirkt, ist das Verhältnis von Gewinnern zu Verlierern. Laut einer Studie der französischen Finanzaufsicht, in der man über 40 Millionen Trades realer Handelskonten im FX-Bereich untersuchte, waren die Trader bei jedem Währungspaar treffsicherer, als 50%. Sie gewannen also öfter, als sie verloren. Man fand zudem heraus, dass der durchschnittliche Gewinn pro Trade bei ca. 40 Pips, der durchschnittliche Verlust jedoch bei 60 Pips lag. Das Verhältnis ist schlecht, was korrekt analysiert ist. Jetzt zog man den Schluss, dass also einfach der Stop-Loss enger gesetzt werden muss (z.B. auf 20 oder 30 Ticks), und schon würde der Handel profitabel. Ja, würde er werden, wenn es ein Wunschkonzert wäre, und wir keinerlei Schwankungen bei den Gewinner-Trades hätten.

Quelle: Studie der AMF (Französische Finanzaufsicht)

In der Realität gibt es aber Schwankungen bei den Gewinner-Trades, die einen natürlichen Varianzbereich ergeben. Wenn dieser z.B. 40 Pips beträgt, und ich setze aber wegen des notwendigen CRV von 2:1 (das wird so gepredigt) einen Stop-Loss bei 20 Pips, dann laufen mir alle späteren Gewinner, die mehr als 20 Pips Varianz (zwischenzeitlichen Verlust) haben, in den Stop-Loss. Ich realisiere plötzlich massenhaft Verluste. Keine riesigen zwar, aber viel mehr, als vorher. Bei dieser Untersuchung fehlt ein entscheidender Untersuchungsschritt. Nämlich jener, der sich der Frage widmet, wie sich ein Verringern des Stop-Losses auf die Trefferquote auswirkt. Auch fehlt die Untersuchung, hinsichtlich der Ausstiege. Meine empirische Erfahrung aus 23 Jahren Handel und unzähligen statistischen Marktauswertungen zeigt, dass der Stop-Loss nicht das entscheidende Stellrädchen ist, an dem wir schrauben müssen, um eine Strategie profitabler zu machen. Fast immer (auch das darf man nicht pauschalisieren, da es von Methodik zu Methodik anders aussehen kann) hat sich in unseren Untersuchungen gezeigt, dass bei zeitlich limitierten Strategien (Daytrading), bei denen also z.B. am Ende des Tages die Positionen glattgestellt werden, die Gewinnseite NICHT limitiert werden darf. Eine gewisse Schwankung MUSS dem Markt zugebilligt werden, um sich nicht spätere Gewinner im Verlust vom Tisch zu nehmen. Wichtig ist aber, einzelne, sehr große Gewinner dabei zu haben (90/10-Regel), die die Performance pushen. Da in der Studie Daytrading/Kurzfrist-Trading untersucht wurde, ist das aggregieren von Erkenntnissen/Messwerten ohne Differenzierung der einzelnen Parameter ein fataler Fehler!

Andere Beispiele für das Simpson Paradoxon an der Börse gibt es etliche. So glauben beinahe alle, sie bräuchten eine spektakuläre, komplexe Strategie. Dabei wird verkannt, welchen Effekt ein simpler, unspektakulärer Ansatz, dauerhaft angewendet, hat. Trader optimieren ihren Ansatz zu aggressiv auf das aktuelle Umfeld, weil sie schnell reich werden wollen, verkennen dabei aber, dass mit jedem Optimierungsschritt, den sie zu viel machen, die Fragilität sich erhöht, und die Methode damit umso anfälliger für Veränderungen im Markt in der Zukunft wird.

Auch wer glaubt, es sei besonders wichtig, möglichst oft (idealerweise immer) richtig zu liegen (Hauptsache Gewinn, egal wie klein), ist mitten im Simpson Paradoxon. Die Top-Trader, die ich kenne, haben allenfalls durchschnittliche Trefferquoten, managen aber Einsatzhöhen smart, und verstehen es, so zu agieren, dass sie Potenziale der Märkte gut ausschöpfen können, WENN es dann mal eine starke Bewegung gibt.

#Trading #ReneWolfram #Tradenlernen

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