Studie: Kaffee – Die Historie von Frostschäden für die Kaffee-Ernte

Brasilien ist mit etwa einem Drittel Anteil an den Exporten der größte Kaffeeproduzent. Missernten, Schädlingsbefall, Dürre und Frost in Brasilien haben damit stets unmittelbare Auswirkung auf den Preis des Kaffee-Futures an der ICE in den USA. Frost treibt, wie die in jüngster Vergangenheit immer öfter zu einem ernsthaften Problem werdende Dürre, den Kaffeepreis gen Norden, wenn sie auftritt.

Ein Blick in die Historie verrät, dass das Phänomen „Frost“ in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sehr selten aufgetreten ist, während es ab den 50er-Jahren stark gehäuft vorkam. Zudem lässt sich erkennen, dass es in Phasen auftritt und dann wieder längere Zeit nicht. Der Klimawandel zeigt schon jetzt die Tendenz, dass das Wetter immer öfter auch extrem ausschlägt. In dem Zusammenhang sei bereits darauf verwiesen, dass in Zukunft immer öfter Dürre ein Problem werden dürfte. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

 

Abbildung 1: Historie der Frostschäden für die Kaffee-Ernte in Brasilien seit 1900

 

Für uns als Spekulanten ist es wichtig, die wetterbedingten Phänomene, die den Preis eines Rohstoffs stark beeinflussen können, zu kennen und zu analysieren, um eventuell gefährliche und chancenreiche Zeitfenster innerhalb eines Jahres zu kennen. Denn eines muss klar sein: Nicht Charts bewegen Märkte, sondern fundamentale Faktoren. Und zu diesen fundamentalen Faktoren zählt auch das Wetter mit dessen Auswirkung auf die jeweilige Ernte.

Im nächsten Schaubild ist die Monatsverteilung für Frost zu sehen. Meine Daten gehen so ins Detail, dass sie sogar die exakten Tage (das Datum), wann in der Vergangenheit der Frost einsetzte und endete, beinhalten. Doch für unsere Zwecke soll an dieser Stelle genügen, in Monaten unterteil darzustellen. Die akuteste Gefahr für Frost besteht im Juli und August. In diese Zeit fielen in der Vergangenheit die meisten Frostmeldungen in den brasilianischen Kaffeeanbau-Regionen. Speziell ab Mitte Juli bis Mitte August setzte in der Historie am häufigsten Frost ein.

Abbildung 2: Monatsbetrachtung für historische Frostschäden der brasilianischen Kaffee-Ernte

 

Nun liegt die Frage nahe, ob man dies im unterjährigen saisonalen Chart wiederfindet, was wir aus der Historie der Frostschäden dokumentiert wissen? Und die Antwort lautet: Ja, absolut! Unser RW Seasonal Chart für Kaffee zeigt einen durchschnittlichen Anstieg ab Mitte Juli mit einer Beschleunigung ab Mitte August. Dies ist auf das Wissen um die Frostgefahr und die tatsächlich aufgetretenen Frostschäden in der Vergangenheit zurückzuführen. Wenn Sie ein Kaffee-Trader sind, dann achten Sie daher unbedingt ab Juni/Juli auf den Wetterbericht für die brasilianischen Hochlagen (900-1600 Meter). Ich suche in dieser Jahreszeit vornehmlich Einstiege auf der Longseite und nutze dafür Range-Ausbrüche oder Impulskerzen, wie auch simple Preistrigger in Form eines 5- oder 8-Tage-Hochs. Die Bewegungen können absolut heftig ausfallen. Nehmen Sie daher bei einsetzender Dynamik nicht voreilig Gewinne vom Tisch.

 

Abbildung 3: Saisonaler Chart gewichtet nach Gleichförmigkeit für Coffee

 

Würde man diesen Rohstoff rein technisch handeln oder nach Bauchgefühl, so würde man Trends möglicherweise gar nicht ausreizen. Ich erinnere mich noch sehr gute an das Jahr 2014. Das sollte auch nicht anders sein, denn es ist ja nicht allzu lange her. Spaß beiseite: Ich hatte bereits Ende 2012 erste Kaffee-Positionen aufgebaut und dies über das gesamte Jahr 2013 fortgesetzt. Der Preis fiel aber weiter, so dass ich Ende 2013 einen saftigen Buchverlust zu verzeichnen hatte. Aber ich war weiterhin investiert. Mein Mittelpreis und auch der einiger befreundeter Kunden war bei etwa 130 Cent, der Preis schlug kurz vor dem Jahreswechsel aber bei 102 US Cent an. Puh, das sah übel aus, meinten viele. Dann, als viele kapitulierten kam die Wende. Kaffee zog zunächst moderat und dann immer dynamischer an. Die Trader, die rein nach ihrem Kontostand und den eigenen Emotionen handelten waren entweder ganz unten ausgestiegen oder stellten die komplette Position schweißgebadet aber glücklich an ihrem Einstand glatt. Sie waren froh, ohne Verluste aus der unsäglichen Position gekommen zu sein. Ich blieb drin. Denn in diesem Jahr traten Dürre und Frost hintereinander auf und trieben den Preis binnen 6 Wochen um mehr als 100% gen Norden. Zugegeben: Ich bin auch viel zu früh raus und habe das Ausmaß der Rallye unterschätzt. Doch weil ich nicht emotional und auch nicht technisch, sondern fundamental basiert den Trade verwaltete, habe ich von dieser Bewegung wirklich profitieren können. Solche Phänomene treten garantiert immer wieder auf. Man muss warten können und dann konsequent drin bleiben, solange der Markt dynamisch ist. Schlecht war, dass ich viel zu früh investiert war. Da braucht man nicht drum herum zu reden. Doch das Setup stimmte und wenn man schon beim Einstieg nicht gut liegt, dann muss man wenigstens beim Ausstieg smart agieren. Das gelang mir damals nur, weil ich den Markt fundamental kannte und verstand.