Studie: Aktienmarkt vs. Arbeitslosenquote

Es ist in uns allen tief verankert: das Streben nach größtmöglicher Sicherheit, nach möglichst vollkommener Information. Bereits als Kind bekommen wir eingetrichtert, wie wir möglichst lange überleben werden – indem wir Risiken möglichst vermeiden. Wer diese guten Ratschläge auf sein Handeln an der Börse überträgt, der wird nicht nur kein Geld verdienen, sondern in großem Stile verlieren. Wer Risiken zu vermeiden versucht, der wird zu enge Stopps setzen und somit zwar nur kleine Verluste, aber diese in einer zu großen Häufung realisieren, so dass sich sein Konto sukzessive in Richtung Null bewegt. Wer diesem Streben nach Sicherheit und Bestätigung folgt, der wird an der Börse stets einer der Letzten sein, der auf den Zug aufspringt.

Die Erkenntnis, dass Sie Fundamentaldaten beachten müssen, da diese die wahren Treiber für steigende und fallende Kurse am Markt sind, ist gut und richtig. Doch ob Sie erfolgreich sind oder nicht hängt davon ab, ob Sie wirklich verstehen, was diese Fundamentaldaten aussagen und wie der Markt sie verarbeitet. In den meisten Fällen werden Daten so interpretiert, wie wir es aus unserem Alltag kennen und wie es uns beigebracht wurde. Schulden sind schlecht, Arbeitslosigkeit ist negativ, schlechte Nachrichten sind ungünstig. Wäre das die Wahrheit des Marktes, so müssten die Aktienmärkte nahezu deckungsgleiche Verlaufsmuster mit der Arbeitslosenquote aufweisen. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall, wie die beiden folgenden Schaubilder illustrieren. Da der Dow Jones mit einer durchgängigen Historie ab 1956 dargestellt in den einzelnen Schwüngen kaum erkennbar wäre, habe ich die komplette Historie von Dow Jones und der US-Arbeitslosenquote in zwei Zeitabschnitte unterteilt. Der erste Chart zeigt die Historie von Mai 1956 bis Dezember 1986. Die zweite Grafik illustriert die Entwicklung von 1987 bis Ende 2017.

Abbildung 1: Dow Jones vs. Arbeitslosenquote von 1956 bis Ende 1986

Bereits hier wird sichtbar, dass wir mit unserer ganz persönlichen, auf Sicherheit und etlichen Bestätigungen basierenden Sichtweise einen Griff ins Klo nach dem anderen landen würden. Denn wer am Markt abwartet, bis die Daten gut sind (in dem Fall hohe Beschäftigungsquoten, niedrige Arbeitslosenzahlen), der steigt am Ende eines Trends ein, nicht an dessen Beginn. Wer hingegen in Zeiten katastrophaler Datenlage kauft, der macht alles richtig!

Abbildung 2: Dow Jones vs. Arbeitslosenquote von 1987 bis Ende 2017

Auch die Zeit ab 1987 bis ins Jahr 2018 illustriert das bereits vorher ausgemachte Phänomen, dass der Aktienmarkt bei historisch hohen Arbeitslosenquoten Tiefs ausbildet und bei historisch niedrigen Arbeitslosenzahlen toppt!  1992 beispielsweise, aber auch 2009 hatten wir die höchsten Arbeitslosenquoten der letzten 30 Jahre! Wer in diesen Jahren kaufte!!! verdiente in den folgenden 10 bis 15 Jahren ein Vermögen. Wer wegen der schlechten Nachrichtenlage Verkaufte, sprich Short einstieg, der dürfte schon lange nicht mehr an der Börse aktiv sein (mangels Kapital).

 

Fazit: Blühende Landschaften am Arbeitsmarkt sind für den Laien positiv. Doch in Wahrheit drohen dann aggressive Zinsanhebungen, was dem Aktienmarkt das Wasser meist abgräbt. In der gesamten Historie legte der Aktienmarkt kaum mehr nachhaltig zu, wenn die Arbeitslosenquote auf 4 Prozent und tiefer abgesunken war.