Die stärksten Preisausschläge sind bei den Grains (Getreiden) typischerweise in der Wachstumsphase (Growing Season) zu beobachten. Hier können schlechte klimatische Bedingungen (Wetter), sowie z.B. Schädlingsbefall die Ernte beeinträchtigen, was sich unmittelbar auf die Schätzungen für die Ernte auswirkt und somit preisbeeinflussend ist. Das nervenzehrende, zugleich aber faszinierende am Handel von Agrar-Rohstoffen ist die Tatsache, dass sie mitunter sehr lange auf einem relativ niedrigen Niveau verharren, dann aber unglaublich starke Preis-Rallyes hinlegen. Preisanstiege von 50-100% binnen 1-3 Monaten sind nicht so selten, wie man glaubt. Mit Einflussfaktoren wie dem Wetter (El Nino, La Nina, Frost), Schädlingsbefall, aber auch geopolitischen Faktoren (Bürgerkriege) sind Agrarrohstoffe umso anfälliger für abrupte Preisanstiege. Wenn Sie sich mal mit einem wirklich erfahrenen Rohstoffhändler unterhalten, dann wird er Ihnen im Grundtenor zu verstehen geben, dass er kein Problem damit hat, in einem Agrarrohstoff Long zu sein und es aussitzen zu müssen. Hingegen in einem solchen Markt auf der kurzen Seite engagiert zu sein ist für viele etwas, das sie nur in absoluten Sondersituationen machen. Denn während der Preis dieser Rohstoffe nach unten quasi abgeriegelt ist, können (und werden) rasante Preisverdopplungen und –verdreifachungen einen Leerverkäufer in arge Bedrängnis bringen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Entwicklung des US-Dollar. Ein sich stark verteuernder Dollar macht die in US-Dollar gehandelten Rohstoffe teurer und führt gerade bei Rohstoffen, die auch in anderen Ländern angebaut werden können, dazu, dass sich die Nahrungsmittelindustrie dort eindeckt. Kurz gesagt: Ein steigender US-Dollar wirkt sich oftmals preisdämpfend auf die Grains aus. Ein stark fallender Dollar macht die US Grains wiederum günstiger und unterstützt sie in der Preisentwicklung.
Nicht zu vernachlässigen, wenn wir uns mit der Frage der preisbewegenden Einflussgrößen von Agrarrohstoffen befassen, ist die Bevölkerungsentwicklung. Die Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdoppelt. Es sind also schlichtweg mehr Münder zu füttern. Der massive Bullenmarkt bei den Rohstoffen in den ersten 10-11 Jahren des neuen Jahrtausends wurde dabei stark begünstigt von dem Wachstum in China. Als das Wachstum sich 2011/12 verlangsamte, bildeten auch zahlreiche Rohstoffe spätestens ihre Hochs und gingen in einen Bärenmarkt über. Wenn wir also zu langfristigen Einschätzungen der Rohstoffmärkte (speziell der Agrarrohstoffe) kommen wollen, ist ein Blick auf China absolut essentiell.
Da Getreide im Gegensatz zu Märkten wie z.B. Kaffee allgemein recht schnell und einfach angebaut werden können gibt es für jedes Crop-Year (Erntejahr) für die in den entsprechenden Märkten aktiven Farmer die Frage: Mais oder Sojabohnen? Verspricht der Preis für Corn (Mais) sehr viel höhere Margen aufgrund eines höheren zu erzielenden Preises am Futuresmarkt gegenüber den Sojabohnen, dann tendieren die Farmer dazu, eher viel Mais anzubauen. Versprechen Sojabohnen bessere Renditen, so verhält es sich umgekehrt. Die beiden Futures sind also miteinander korreliert.