Handelbare Produkte: Aktien, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Futures, binäre Optionen

In den letzten 15-20 Jahren haben sich die Märkte insofern verändert, als die Eintrittsbarriere für Privatanleger von „Hoch“ auf „quasi nicht mehr existent“ herunter gesetzt wurde. Gab es früher nur Aktien, Futures und Optionen, so kamen in den letzten zwei Dekaden neue, innovative Finanzprodukte hinzu, die sich auf die direkt börsengehandelten Produkte (Aktien und Futures) beziehen. Jedes Produkt hat Vor- und Nachteile, mit einer Ausnahme: binäre Optionen! Diese Produktgattung hat für den Kunden am langen Ende nur Nachteile und kann unserer Ansicht nach, auf Dauer nur Verluste bringen. Darum möchten wir dieses Produkt zu allererst thematisieren, ehe wir Ihnen die Vor- und Nachteile, sowie die sinnvollen Einsatzgebiete der anderen Produkte näherbringen.

 

Binäre Optionen

Um zu verstehen, warum dieses Produkt Ihnen auf Dauer keinen Vorteil bringen kann und näher am Lottospielen dran ist, als an einer chancenreichen Finanzanlage, möchte ich Ihnen aufzeigen, was die primären Gründe für den Misserfolg der meisten Börsianer sind: Es sind Einschränkungen! Mit einer unbegrenzten Kapitaldecke könnte man an der Börse nur gewinnen, mit einer stark eingeschränkten hat man es hingegen extrem schwer, weil man viele essenzielle Elemente des vernünftigen Handelns wie Diversifikation, geringe Einsatzhöhe pro Trade, Spielraum für die Positionen, gestaffelte Ein- und Ausstiege uvm. Nicht anwenden kann. Börsianer verlieren, weil sie in zu kleinen Zeitfenstern agieren. Je kürzer der Zeitraum, auf den sich meine Wette bezieht, desto größer ist der Einflussfaktor „Zufall“. Binäre Optionen schränken Ihre ohnehin eingeschränkten Möglichkeiten nochmals ein, indem sie Ihnen eine Zeitwette anbieten. Es ist weiß Gott schwierig genug, zu antizipieren, ob ein Markt in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten tendenziell gen Norden oder Süden gehen wird. Eine seriöse Prognose (und zwar wieder und wieder), wo ein Markt in 5 Minuten oder in 2 Stunden stehen wird, abzugeben, ist auf Dauer unmöglich. Ich entwickele seit 13 Jahren Handelsstrategien, habe alles ausgewertet, was man auswerten kann. Der rote Faden bei all dem ist: Gute Strategien arbeiten mit möglichst wenig Einschränkung und kommen über längere Haltedauern. Je geringer die Haltedauer, desto instabiler der statistische Erwartungswert. Genau das machen sich Binäre Optionen zu Nutzen. Zu alledem ist das Auszahlungsprofil noch negativ für Sie als Kunde. Wenn ich 80% gewinnen kann, aber 100% verlieren und das bei einer Trefferquote, die in einem Spiel, das durch die eingebauten Barrieren zu einem Münzwurf funktioniert wurde, dann ist die Frage nicht, ob Sie sich ruinieren, sondern lediglich wann. Meine persönliche Meinung zu diesem fiktiven und willkürlichen Produkt ist: Man sollte es nicht handeln, da es temporär Gewinne bringen kann, auf Dauer aber mathematisch nur einen Gewinner geben kann: Den Binären Optionen Broker!

Kommen wir nun zu den Produkten, die auch Einschränkungen haben, aber bei denen es auch enorme Vorteile gibt und Sie bei fachkundiger Anwendung am Ende auch realistische Chancen auf Profite haben. Sie müssen aber Anreizen widerstehen und wissen, dass Sie es beim nächsten Produkt nicht mit der Wohlfahrt als Pendant zu tun haben.

 

CFD´s (Contracts for Difference)

Auch hier findet kein direkter Börsenhandel statt. Die Quoten (Kurse) werden Ihnen vom Broker (in der Regel sind das Broker ohne Börsenhandelslizenz) gestellt und orientieren sich bei seriösen CFD-Brokern sehr nah am zugrunde liegenden Future, können aber von den weniger seriösen Adressen auch sehr willkürlich gehandhabt werden. Negativ ist zudem, dass man mit sehr hohen Hebeln agieren kann. Bis vor kurzem war es möglich, das bis zu 400fache!!! des vorhandenen Kapitals zu bewegen. Inzwischen hat dort die Finanzaufsicht den Exzessen etwas Einhalt geboten.

Der Knackpunkt ist auch hier der Gleiche: Einschränkungen! Einschränkungen machen es unwahrscheinlicher, dass Sie am Ende gewinnen. Deshalb müssen Sie bei diesem Produkt den Einschränkungen selbst entgegen treten und dürfen Verlockungen nicht nachgeben.

Verlockung Nr. 1: Viele CFD-Broker locken mit niedrigen Einzahlungsanforderungen für ein Konto. Nicht selten liegt die erforderliche Startsumme bei 400-500 Euro. Spielgeld, werden Sie jetzt sagen. Und weil Sie genau so damit umgehen werden, wird das angeboten. Zudem sind Sie bei 400-500 Euro in Ihren Möglichkeiten drastisch eingeschränkt. Entweder, Sie fahren ein solides Risikomanagement und werden ein Jahrhundert benötigen, um das Konto in ein anständig kapitalisiertes zu verwandeln oder aber Sie zocken. Zocken hat einen negativen statistischen Erwartungswert. Einzelne Trades werden viel zu stark gewichtet, was früher oder später dazu führt, dass Ihr gesamtes Geld beim Broker landet. Warum es beim Broker landen kann? Nun, CFD-Broker sind Marketmaker und müssen eigentlich eine Gegenposition zu Ihrer Position eingehen, um sie zu hedgen. In der Praxis machen das einige CFD-Broker wahrscheinlich nicht, sondern wetten aktiv gegen die Kunden. Dies wird offiziell niemand bestätigen und somit bleibt es ein Gerücht. Doch hinter vorgehaltener Hand wird diese Praxis als gängig bezeichnet von Insidern der Branche. Schalten Sie einfach Ihr Gehirn ein! Ich habe selbst erlebt, wie segregierte Konten bei Brokern nicht segregiert gehandhabt wurden und das ganze Geld weg war. Das war im Futuresbereich! Wenn Sie nun mittels einer Software wie Metatrader das Kundenverhalten so dezidiert auswerten können, wie es mit besagter Software möglich ist, und dabei rauskommt, dass 98% der Kunden auf Dauer verliert, viele Konten nicht einmal ein halbes Jahr überleben, wie würden Sie vorgehen? Dass ein Broker wie Alpari durch eine zugegeben starke Bewegung, allerdings in einem völlig unbedeutenden Währungspaar in den Ruin getrieben wurde ist ein mehr als dezentes Indiz dafür, dass in dem Bereich aktiv gegen Kunden spekuliert wird. Kapitalisieren Sie also ein Konto nicht mit der Mindestsumme, sondern mit einem anständigen Betrag (5-10k).

Verlockung Nr. 2: Schnelles hin und her gilt es zu vermeiden. Die An- und Verkaufkurse (Bid und Ask) liegen bei etwas exotischeren Märkten teilweise so weit auseinander, dass es unmöglich wird, kleine Schwankungen auszunutzen. Die Konsequenz: Trader erhöhen den Einsatz, um mehr Euro pro Punkt einstreichen zu können. Und damit gehen sie wieder den klassischen Weg in den sicheren Verlust, denn zu aggressives Trading (oder Zocken) hat einen negativen Erwartungswert. Zudem sollten Sie im Bewusstsein, dass der Broker gegen Sie handeln kann, Ihre Stopps so setzen, dass er sie nicht abgrasen kann. Entweder nicht sichtbar im Markt, sondern manuell bei erreichen der definierten Marke ausgeführt. Oder aber Sie halten den Stop weiter gefasst und setzen dafür die Lotsize (Einsatzhöhe) herab.

Nun zu den natürlich auch nicht von den Hand zu weisenden Vorteilen von CFD´s: Gerade für Trader mit einer nicht so üppigen Kapitaldecke (um Futures zu handeln) bieten CFD´s eine wunderbare Alternative, da es hier möglich ist, bis zu einem 100stel Kontrakt herunter zu skalieren. Sie können also (nur müssen Sie es halt auch machen!!!) das Risiko sehr fein justieren und Ihrer sich verändernden Kontogröße dynamisch anpassen. In dem Punkt haben CFD´s einen immensen Vorteil.

Die Plattformen von CFD-Anbietern bieten naturgemäß ein sehr kunden- und bedienerfreundliches Milieu. Sie haben die Kursversorgung, Backtestmöglichkeiten (Vorsicht, nicht für Anfänger und nicht zur Systementwicklung, sondern lediglich zur groben Orientierungshilfe geeignet) und haben bei den meisten Brokern eine breite Marktauswahl. Mit CFD´s können Sie in den großen Märkten auch intraday agieren und sofern der Spread zwischen An- und Verkaufskurs gering ist, das abbilden, was Sie normalerweise im Future machen würden, aufgrund zu geringer Kapitaldecke aber nicht können.

 

Zertifikate/Hebelzertifikate/Optionsscheine

Diese Produktgattung wiederum eignet sich meiner Erfahrung nach eher für Swingtrades und ist für Daytrading aus verschiedenen Gründen suboptimal. Während sich CFD´s im Preis sehr nah am Basiswert bewegen und diesen quasi duplizieren, sind Zertifikate/Hebelzertifikate/Optionsscheine verbriefte Produkte, die sich auf den Basiswert selbst (das kann z.B. der S&P 500 oder der Dax sein) beziehen, aber wo Sie für die Orderaufgabe vom Signallevel des Basiswertes zum Kurs des Produktes umrechnen müssen. Intradayhandel muss schnell gehen und ist preissensitiv. Hier ist es nicht egal, ob man 3 oder 5 Punkte später im S&P 500 einsteigt. Zudem kann es passieren, dass aufgrund der geringeren Liquidität in bestimmten Handelszeitfenstern (außerhalb der Haupthandelszeit) der Spread auseinander geht, was schlechtere Ein- und Ausstiege bei Intradayhandel bedeuten würde. Für Swingtrades ist das Produkt wunderbar geeignet. Sie können Ihr Risiko mit Auswahl von Hebel und der Einsatzhöhe (Stückzahl) perfekt justieren. Es lässt sich zwar keine pauschale Aussage zu einem idealen Hebel treffen, denn jede Strategie hat andere Schwankungen innerhalb eines Trades und sollte mit einem passenden Produkt gehandelt werden. Hier bieten die Emittenten für die Hauptmärkte eine tolle Auswahl an Hebeln. Ich persönlich handele praktisch nie ein Produkt mit einem Hebel >6.

Bei extrem langer Haltedauer schlagen bei Zertifikaten/Hebelzertifikaten sogenannte Finanzierungskosten negativ zu Buche, die die Kosten des Emittenten kompensieren. Sie schürfen etwas von der normalerweise erzielten Performance weg. Bei Optionsscheinen gibt es einen ähnlichen Effekt durch den sogenannten Zeitwert. Zudem spielt bei Optionsscheinen die implizite Volatilität eine Rolle und kann den Preis positiv, aber auch negativ beeinflussen. Sind die impliziten Volatilitäten sehr niedrig, so bietet es sich an, klassische Optionsscheine den Zertifikaten/Hebelzertifikaten vorzuziehen, da ein zusätzlicher (positiver) Effekt erzielt werden kann. Umgekehrt verhält es sich, wenn die implizite Volatilität sehr hoch ist (beispielsweise nach einem Crash). Dann sind Optionsscheine kein ideales Produkt, da die Vola sich zurück bildet und das den Partizipationsgrad an der Marktbewegung mindern kann und meist auch wird. Sie können Zertifikate/Hebelzertifikate/Optionsscheine über die Börse (hier ist die Euwax der beliebteste Handelsplatz), als auch außerbörslich im Direkthandel mit dem Broker handeln.

Fazit:  Abgesehen vom Einsatz im Intradaytrading bieten diese Produkte gerade für Anleger/Trader mit einer eingeschränkteren Kapitaldecke (2k bis 30k) tolle Möglichkeiten, das Risiko zu justieren. Ich selbst nutze diese Produkte für das Swingtrading in meiner Million Dollar Challenge.

 

Optionen

Diese Produkte erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit in unseren Breitengraden, sind jedoch für den Anfänger eher weniger geeignet, da es meiner Ansicht nach sehr viel Wissen um das eigentliche Produkt herum braucht. Der große Vorteil von Optionen ist, dass man durch Optionsschreiben, also das Verkaufen von Optionen mit hoher Trefferquote überschaubar große Prämien einstreichen kann. Man setzt im Gegensatz zu allen anderen Anlageformen hierbei nicht auf eine bestimmte Richtung, sondern wettet darauf, was nicht passieren wird. Für die wenigen Fälle, in denen man keinen Treffer landet braucht es aber einen enormen Wissensfundus, um die Situationen gut zu managen. Andernfalls kann es nicht nur die vorher erzielten Profite wieder aufzehren, sondern weit mehr. Von direktionalen Wetten mit Optionen ist meiner Ansicht nach dringend abzuraten, da hier genau jene Einschränkungen gegen uns arbeiten würden, die ich eingangs thematisierte. Ich selbst handele vielleicht einmal alle 3 bis 4 Jahre eine Option, im Grunde also nie! Das liegt aber schlicht daran, dass ich in dem Bereich einfach zu wenig Wissen habe.

 

Futures

Futures gelten als die Königsdisziplin im Trading, sind in der technischen Umsetzung aber weit einfacher, als die verbrieften Produkte. Wenn man ein Signal für beispielsweise das Überschreiten der 2000 Punkte-Marke im S&P emini Future hat, dann platziert man bei eben diesem Level einen Buy-Stop und hat seine Arbeit getan. Kein herumrechnen, keine komplizierten Formeln, um auf einen fiktiven Produktpreis zu kommen, der von verschiedenen Einflussfaktoren mehr oder weniger stark abgelenkt werden und somit nie präzise berechnet werden kann. Der einzige Einflussfaktor ist der Preis!

Ein oft genannter Nachteil ist für mich sowohl Nach-, als auch Vorteil dieses Produkts: Die hohe Margin! Sie ist die zu hinterlegende Sicherheitsleistung, um das Produkt/den Markt handeln zu können. Im Gegensatz zu CFD´s ist die Marginanforderung bei Futures sehr hoch. Negativ legen das jene aus, die dadurch wenige Stücke in einem kleinen Konto handeln können, gerne aber mehr machen würden. Positiv legen das Profis aus, die verstanden haben, dass eine entsprechende Margin einen vor Dummheiten und einem Überhebeln im Markt bewahrt. Der Punktwert ist unabhängig von dem Stand des Basiswertes und ob wir in einem volatilen oder unvolatilen Umfeld sind immer gleich.

Es ist möglich Intermarket- und Intramarketspreads zu handeln und somit marktneutral zu agieren. Futures sind neben Optionen das einzige direkt an einer regulierten Börse und nicht verbriefte Produkt aus unserer hiesigen Liste. Da keine anderen Einflussfaktoren bei der Preisbildung eines Rolle spielen ist es das aus meiner Sicht fairste und am logischsten konzipierte Produkt. Wenn man von einem Nachteil sprechen kann, dann ist es die eingangs erwähnte Margin. Für Sie als Trader bedeutet dies zwar einen Schutz, aber andererseits hält diese Sie auch aus dem Futureshandel heraus, solange Sie ein kleines Konto besitzen. Nach meiner Ansicht kann man damit ab 25-30k Dollar Kapitaldecke beginnen, ist dann aber noch sehr eingeschränkt.