[RealMoneyTrader]: Traden lernen – Worauf es wirklich ankommt (Teil 1)

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An der Börse treten Sie gegen Banken und Investmenthäuser an, die jeden Monat Milliarden investieren, um die besten und schnellsten Informationen zu haben, die Algorithmen nutzen, die von sehr fähigen Programmierern geschrieben wurden und vor allem, die eine unglaublich üppige Kapitaldecke haben. So üppig, dass diese Adressen marktrelevant sind und deshalb in den USA berichtspflichtig. Führt man sich dies vor Augen, so ist es mehr als fragwürdig, dass das Gros der privaten Trader und Börsianer glaubt, mit etwas Bauchgefühl und ein paar oberflächlichen Informationen aus ein paar Büchern hätten sie auch nur den Hauch einer Chance am Markt. Was Ihnen niemand sagt: Die allermeisten Leute in diesem Business verschwinden nach mehr oder weniger kurzer Zeit wieder. Ein durchschnittliches CFD-Konto ist nach letztem Stand nach 3 Monaten platt. Generell schaffen es nur wenige, ihr Interesse und ihren Willen, sich zu entwickeln, zu lernen und am Markt zu behaupten, über eine schlechte Phase hinaus aufrecht zu erhalten. Ganz klassisch ist dabei, dass jemand in einer guten Marktphase einsteigt und weil er durch das allgemeine Umfeld mitgespült wird, sogar vergleichsweise einfach Geld verdient. So erging es mir und möglicherweise auch Ihnen. Dann ändert sich das Marktumfeld, es wird komplexer. Und in dieser Phase werden Defizite schonungslos offengelegt. Durch die erste Verlustphase wenden sich viele wieder von der Börse ab mit der nicht allzu wissenschaftlichen und wenig fundierten Erkenntnis „es ist eh alles nur Gezocke“.

Dass dieser Beruf (Trader) in etwa 50% der Zeit aus Verlieren besteht und dass ein Trader ein Statistiker, der Wahrscheinlichkeiten handelt und Verluste managed ist, darauf kommt nur ein Bruchteil derjenigen, die begeistert angefangen haben irgendwann. Den meisten wird dies nie wirklich bewusst. Entweder sie wenden sich nach einem Draw Down (Verlustphase) vom Handelsgeschehen ab oder sie rotieren Zeit ihres Börsendaseins von einem Ansatz und Mentor zum nächsten. Alles natürlich in der Hoffnung, dass es irgendeine Methode gäbe, bei der es immer und stetig Gewinne gibt und mit der man schnell viel Geld verdient, gerne aber ohne Risiko und Rückschläge. Jedenfalls wird einem Teil der Börsenaffinen bewusst, dass sie viel zu wenig Wissen und Erfahrung haben. Also lassen sie sich entweder ausbilden von erfahrenen Tradern oder lernen autodidakt. Letzteres nimmt in etwa 4-6 Jahre in Anspruch und ist mit Tränen und Sorgenfalten verbunden, aber auch das meines Erachtens Nachhaltigste, was man tun kann. Es sei erwähnt, dass Sie, wenn Sie die Märkte im Selbststudium kennenlernen, einen sechsstelligen Betrag verlieren werden, ehe Sie wissen und auch beherrschen, wie es funktioniert.

Trotz Ausbildung schaffen es immer noch nur wenige. Das liegt nicht daran, dass es keine Methoden gäbe, die funktionieren. Nein, der simple Grund ist, dass immer noch und entgegen sämtlichen Wissens, die Erwartungshaltung meilenweit an der Realität vorbei geht. Meist handeln Trader vielleicht ein paar Monate oder ein Jahr nach einer bestimmten Methodik. Dann ziehen sie Bilanz. Und wenn binnen dieses „Testzeitraums“ keine Profite oder gar Verluste zu Buche stehen, wird der Ansatz verworfen und nach jenen Techniken gesucht, die in genau dieser Zeitspanne herausragend performt haben. Hochmotiviert wird dann ein anderer Ansatz erlernt und umgesetzt, bloß um dann zu realisieren: Auch diese Methodik verdient nicht immer Geld, sondern eben nur in bestimmten Marktphasen. Und das können durchaus genau die Phasen sein, in denen mit dem ersten Ansatz Geld verloren wird. Was ein Börsianer aus meiner Sicht als wichtigste Erkenntnis verinnerlicht haben muss, um jemals Geld verdienen zu können und nicht permanent Kanonenfutter für die Profis zu sein, ist: Der Markt verändert ständig sein Gesicht. Mal ist er volatil, dann bildet sich die Volatilität zurück und verharrt auf einem niedrigen Niveau. Und aus diesem Wechsel der Marktbedingungen resultiert unmittelbar der Wechsel zwischen Gewinn- und Verlustphasen in jeder einzelnen Strategie. Wenn Sie aufmerksam gelesen haben, dann ahnen Sie bereits, was die wirkliche Gefahr und das Hauptproblem im Trading ist: Mangelnde Akzeptanz dafür, dass jede Strategie immer nur eine Marktphase gut auszunutzen vermag, dass sie aber in der anderen Marktphase nichts reißt. Und diese Phasen können auch lange andauern. Realismus und sich ganz bewusst zu machen, was der jeweilige Ansatz an Opfer, Aufwand und Schmerzen mit sich bringt in den einzelnen Phasen, das ist entscheidend.

Wenn Sie den Kilimandscharo besteigen wollen, dann sollten Sie sich auch damit auseinandersetzen, wie viele Kilometer es bis zur Spitze sind (Dauer in einem System, bis der statistische Erwartungswert erreicht ist), dass es weiter oben sehr kalt wird und Sie sich für das warme Klima und, wie auch die Kälte oben präparieren müssen (verschiedene Marktzustände im Trading), dass Sie Proviant benötigen (Kapitaldecke im Trading) und eine Route für den Aufstieg, die sie die gefährlichsten Passagen umgehen lässt (im Trading das Regelwerk/die Strategie). Es ist auch nicht clever, nach 500 Metern eine Spontanparty einzulegen und mit Ihrem Proviant herumzuspritzen und zu werfen (willkürliche Trades, die das Kapital dezimieren), denn während Ihres Aufstiegs brauchen Sie den Proviant ganz sicher noch. Bei Vorträgen und auf Seminaren drängeln die Leute gerne mal, wenn man Ihnen die eigentlich essentiellen Dinge vermitteln möchte, weil sie glauben, sie bräuchten nur ein paar Regeln und würden dann damit Geld zu verdienen. Ich sage Ihnen ganz offen: Jemand die Regeln für eine Strategie beizubringen, die per anno 15-20k verdient, funktioniert binnen 5 Minuten. Doch jemanden darauf vorzubereiten, was ihn auf dem Weg zu der Summe X erwartet, die Konsequenz und das Vertrauen in die Methodik auch in Phasen des Draw Downs beizubehalten… das zu vermitteln braucht viel Zeit und intensives, reflektierendes Arbeiten. Doch genau damit setzt sich kaum jemand auseinander.

Die Leute traden in völlig Selbstüber- und Fehleinschätzung drauf los, bis dann all das nach und nach auftritt, worauf man sich vorbereiten kann (und sollte). Doch mangels Vorbereitung reagieren Trader völlig ängstlich und überrascht. „Das sind ja fast 10 Kilometer Fußweg bis zum Gipfel des Berges. Das war mir so nicht bewusst.“ Oder… „jetzt liegt hier auf einmal Schnee. Wer denkt denn an sowas!?“ Sie lachen jetzt sicher, bei diesen übertrieben Beispielen. Doch genau so naiv und an den eigentlichen Essenzen vorbei, arbeiten Trader in der überwältigenden Zahl.

Es gibt im Trading stets ein „aber“. Und wenn Sie erfolgreich sein wollen, dann sollten Sie sich mit dem „aber“ Ihres Ansatzes befassen. Handeln Sie zum Beispiel Volabreakouts, dann sollten Sie sich bewusst machen, dass diese zwar sehr ertragreich sein können, ABER, dass sie in niedrigvolatilen Phasen und Seitwärtsmärkten Geld verlieren werden. Sie werden zwischen vielen kleineren Verlusten einzelne Supertrades haben. Es wird Ihnen Konsequenz abverlangen und mental schwierig sein, weil das Gehirn Kontostände ankert. Es wird Ihnen beim ersten größeren Gewinner nach einer Serie kleinerer Verlierer sagen „steig aus, bevor der Trade wieder zusammenfällt! Wir haben den Verlust der letzten 5 Trades gerade aufgeholt“. Und genau das führt dann naturgemäß zu dem weitverbreiteten Nullsummenspiel, dem „auf der Stelle treten“, was Trader teilweise über Jahre erleben.

Ich zum Beispiel handele Strategien, die alle einen fundamentalen Basiseffekt haben, den ich so wenig wie möglich beeinträchtigen möchte durch zu viele Regeln/Klauseln. Sie sind moderat optimiert, um den eigentlichen Basiseffekt nicht zu zerstören durch eine Überoptimierung. Diese fundamentale Basiseffekt (zB Hedging von Produzenten) gibt mir die große Gewissheit und Sicherheit, dass die Strategie(n) auch noch in 5, 10 und 20 Jahren funktionieren dürften. ABER, der Preis dafür ist, dass sie auch längere Dürreperioden in der Equity durchlaufen. Denn in manchen Phasen bewegt sich der Markt ein bisschen rechts oder links vom Erwartungswert. Ich muss also wissen, dass es das notwendige Übel ist, diese Seitwärtsphasen und länger gezogene Draw Downs zu akzeptieren, wenn ich eine Strategie handele, die auch wirklich einen fundamentalen Effekt als Grundlage hat.

Abbildung: Equity einer meiner Strategien mit länger gezogenen Seitwärtsphasen

Die Equity einer meiner stabilsten Systematiken (oben) zeigt das wahre Problem, warum Trader so oft frustriert die Segel streichen und sich Polemik hingeben, ausgezeichnet. Auf den ersten Blick wird es vermutlich kaum jemanden geben, der die Strategie hinter dieser Kapitalkurve nicht handeln wollen würde. Sie verdient schließlich fast 170k binnen 10 Jahren! Schaut man etwas genauer hin, so fällt auf, dass es 2013 auf 2014 und im Jahr 2016 keine Zugewinne gab. Die Equity stagniert bzw. war moderat rückläufig. Stellen Sie sich vor, Sie handeln die Strategie in Erwartung, Gewinne zu machen. Doch nach 12 Monaten ziehen Sie Bilanz und haben nichts verdient. Handeln Sie weiter? Vertrauen Sie weiter? Und das ist nicht einmal das extremste Beispiel: Wer Mitte 2008 begann, die Strategie zu handeln, der hatte einen so ungünstig gewählten Startzeitpunkt, dass er Anfang 2011!!! Wieder auf dem gleichen Niveau stand, sprich: er verdiente über 2,5 Jahre unter dem Strich nichts. Und jetzt fragen Sie sich, ob Sie dann auch weitermachen?! Denn nur, wenn Sie genau dann und nach solch langen Phasen des „Stagnierens“ weiterhandeln und konsequent bleiben, greift der statistische Vorteil und Sie partizipieren. Vor die Ernte hat der liebe Gott den Fleiß (und Schweiß) gesetzt!

 

Und wenn Sie eine Methodik verfolgen, die keinen dauerhaften statistischen Vorteil hat, die aber im Moment gut funktioniert, dann sollten Sie dies unbedingt wissen. Ihr Ansatz verdient aktuell gutes Geld (zB. Anfängerglück durch günstiges Marktumfeld), ABER wenn Sie den Absprung nicht irgendwann rechtzeitig finden ist alles wieder weg, denn eigentlich funktioniert das, was Sie machen, auf Dauer nicht.

 

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