[RealMoneyTrader]: Saisonalität ist nicht gleich Saisonalität

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Die Frage des „Wann?“ für sich im Handel zu beantworten ist, wie an anderer Stelle bereits erläutert, eine der essentiellen Fragen für einen Trader. Denn zweifelsohne gibt es aus guten, fundamentalen Gründen Zeiten, in denen Märkte eher zu Trends neigen, als zu anderen Zeiten. Wer diese Zeitspannen statistisch erfasst und sein Handeln danach ausrichtet, der vermeidet unnötige Fehlversuche und somit einen Teil (weiß Gott nicht alle) Verlust-Trades. Sich also mit saisonalen Charts eine Orientierung im Markt zu suchen und so einzugrenzen, wann es sich eher lohnt, zu handeln, und wann nicht, macht absolut Sinn. Doch Vorsicht! So toll und dankenswert die Arbeit von Anbietern saisonaler Charts, wie intradayseasonals.com und Co auch ist: Es gibt Schwachstellen bei der klassischen Erstellung von saisonalen und zyklischen Charts, um die man wissen sollte, bevor man diese als ein Entscheidungskriterium für sein Handeln heranzieht. Diese Schwachstellen sollen Gegenstand in diesem Beitrag sein.

Um eines noch einmal ganz klar zu betonen: Es geht nicht darum, die Arbeit anderer zu diskreditieren oder schlecht zu reden. Ich persönlich bin zum Beispiel intradayseasonals.com und den Initiatoren dieser Seite unglaublich dankbar. Denn Ihre Arbeit war eine enorme Inspiration für Strategien, die ich darauf aufbauend entwickelte. Es geht darum, eigene Erkenntnisse hinsichtlich Schwachstellen, die sich in der praktischen Arbeit mit klassisch-saisonalen Charts aufgetan haben, aufzuzeigen und Ihnen, liebe Leser, Tipps zu geben, wie Sie gravierende Fehler vermeiden können.

Üblicherweise wird ein saisonaler Chart als Kumulation historischer Jahres-, Monats-, Wochen- oder Tagesverläufe erstellt. Das heißt: Es werden ungefiltert und ohne etwas daran zu ändern, die Verläufe übereinander gelegt und aufsummiert. Eine ungefilterte Aufsummierung historischer Verläufe beinhaltet auch die Ausreißer. Und diese können das Bild enorm verzerren. Manche saisonale Charts suggerieren und eine starke zyklische Tendenz des Marktes, wo aber eigentlich keine regelmäßige Neigung vorliegt, sondern es lediglich einen Einmaleffekt gegeben hat, der sich so stark auswirkt. Ein Beispiel hierfür ist der Intraday-Seasonal-Chart des Schweizer Franken. Wenn Sie sich den Donnerstag anschauen, so sehen Sie im Intraday-Seasonal-Chart einen steilen Anstieg ab etwa 4.30 Uhr US-Zeit, was 10.30 Uhr unserer Zeit entspricht. Unerfahrene Trader würden aus der steilen Bewegung eine lukrative Handelszeit herleiten für einen Long-Einstieg. Doch das wäre ein fataler Irrtum! Denn diese vermeintlich lukrative Long-Situation an Donnerstag-Vormittagen rührt einzig und allein aus einem Tag: dem 25. Januar 2015 – dem „Swiss Franc Black Thursday“!  Damals meldete die Schweizer Nationalbank, dass die bis dahin geltende Kopplung an den Euro aufgelöst wird. Binnen Minuten schoss der Franken gegenüber dem Euro oder auch dem Dollar um 15-20% gen Norden. Dieser Event wird so nie wieder passieren. Doch er fließt in klassisch-saisonale Charts ein und verfälscht sie. Er suggeriert eine Regelmäßigkeit, wo keine ist.

Abbildung 1: Intraday-Seasonal-Chart des Schweizer Franken von intradayseasonals.com

 

Das Gegenteil kann auch passieren: Für einen Zeitabschnitt kann es eigentlich eine regelmäßige und stabile Tendenz geben. Doch diese kann in einem kumuliert entstandenen saisonalen Chart dadurch verschwinden, dass auf diese Zeiteinheit ein Einmal-Effekt, ein schwarzer Schwan, ein Crash o.ä. entfiel.

Abbildung 2: Die Intraday-Entwicklung von EUR/CHF am Swiss Franc Black Thursday 2015

 

Solch ein Schwachpunkt eines Vehikels, mit dem man regelmäßig arbeitet, fällt einem erst auf, wenn man regelmäßig danach gehandelt hat. Dabei reflektieren viele Börsianer nicht ausreichend und verwerfen solche Ansätze blindlings mit dem Fazit: „Saisonalitäten funktionieren nicht!“ Natürlich funktionieren sie. Und es gibt, wie bereits erwähnt, sehr gute, fundamental logische Gründe für solche zeitlichen Phänomene. Doch man sollte die Schwachstellen ausfindig machen und ihnen begegnen. Wir auf RealMoneyTrader.com haben dies getan, um unser eigenes Trading weiterzuentwickeln. Denn als Trader hat man nie ausgelernt. Völlig gleich, ob man 10, 20 oder 45 Jahre am Markt aktiv war. Unsere Intention war also, die Ausreißer zu eliminieren und den Akzent auf den wahren Sinn und Zweck saisonal-zyklischer Betrachtungen zu legen: Regelmäßigkeiten zu identifizieren und zu handeln.

Mit den RW Seasonals haben wir ganz sicher keine ultimative Lösung gefunden, denn die gibt es nicht. Aber wir können die wahren saisonalen Muster erkennen und vermeiden einen gewissen Anteil an Fehlern, indem Einmal-Effekte bei unserer Berechnungsmethode keine Rolle spielen. Sie gewichtet nach Gleichförmigkeit und eliminiert Ausreißer und deren Einfluss.

Und so schaut die unterwöchige Zyklik des Franken wirklich aus nach unserer auf Gleichförmigkeit ausgerichteten Methode:

 

Abbildung 3: RW Intraday-Seasonal des CHF

 

Den enormen Anstieg am Donnerstag gegen 10 Uhr (MEZ) sehen wir nun nicht mehr. Weil es ein Einmaleffekt war. Und diese fallen bei unserer saisonalen Berechnungsmethode nicht mehr ins Gewicht. Deshalb stütze ich heutzutage meinen Handel auf eigene Berechnungen und Methoden, als die früher hilfreichen, aber auch mit derartigen Schwachstellen versehenen allgemein zugänglichen Daten zu nutzen.

 

 

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